DANCING AT THE EDGE OF THE WORLD

 

My imagination makes me human and makes me a fool;
it gives me all the world and exiles me from it. Ursula K. Le Guin 

Das Programm Kunstpavillon & Neue Galerie Innsbruck 2021/22 trägt den Titel Dancing at the Edge of the World und bezieht sich dabei auf die gleichnamige Essay-Sammlung von Ursula K. Le Guin. In dieser skizziert die Science-Fiction Autorin alternative soziale und gesellschaftliche Möglichkeitsräume, die nicht in einer kolonialen, patriachalen und xenophoben Erzählstruktur verankert sind.

In einer pandemischen Gegenwart scheinen virulente gesellschaftspolitische Themen und die große Frage des Miteinanders aus dem Blickfeld gerückt zu sein. Der Nationalstaat übernimmt die Rolle des Krisenmanagers, während sich Visionen einer rückwärtsgewandten Zukunft verhärten, zieht eine historische Amnesie durch breite Teile der Gesellschaft. Doch ist nicht gerade diesem Moment das Potenzial inhärent spekulative Utopien und Gegenerzählungen zu akzentuieren, Formen des Zusammenlebens, des Miteinanders und der Empathie in einem lokalen und globalen Kontext neu zu verhandeln; und nach Möglichkeiten zu suchen, die Vielfalt auf unserem Planeten in alltägliche Überlegungen zu integrieren? Wie lässt sich die Beziehung zur Umwelt verantwortungsvoll gestalten? Welche Formen des Zusammenlebens haben sich/oder könnten sich als gewinnbringend erweisen? Und wie kann ein bewusster Umgang mit der Vergangenheit und ihrem fortbestehenden Erbe gelingen?

Den Anfang machten die beiden Ausstellungen OPTIONS (Riccardo Giacconi, Kunstpavillon) und ARCHIVES OF RESISTANCE AND REPAIR (Shiraz Bayjoo, Maeve Brennan & Onyeka Igwe, Neue Galerie Innsbruck) kuratiert von Lexingotn Davis und Julia DeFabo. Die künstlerischen Arbeiten in beiden Ausstellungen hinterfragten gängige Wissensregime und erzählten Geschichten, welchen in den mächtigen Kanons der Geschichtsschreibung kaum Raum zuteilwird: Während Riccardo Giacconi Bezüge zwischen der von Mussolini und Hitler umgesetzten Südtiroler Umsiedlung und dem gegenwärtigen politischen Klima in Europa herstellte, suchten Shiraz Bayjoo, Maeve Brennan & Onyeka Igwe nach einer Möglichkeit der Neubewertung historischer Materialien aus einer dekolonialen, antiimperialistischen Perspektive. Im Juni und Juli 2022 war die Ausstellung The Dust von Tianzhuo Chen im Kunstpavillon zu sehen. Der Programmzyklus endete mit der Gruppenausstellung Bodies of Water, mit Arbeiten von Hannelore Nenning, Elsa Salonen und Enar de Dios Rodríguez im Kunstpavillon und der Neuen Galerie Innsbruck sowie einer Eröffnungs-Performance von Ursula Beiler.

2022 gab es zudem eine Zusammenarbeit mit Innsbruck International: Biennal of the Arts.

Dancing at the Edge of the World stellte den ersten Programmzyklus unter der künstlerischen Leitung von Petra Poelzl dar.

 

OPEN CALL JURY 2021/2022 | 319 Einreichungen
Margarethe Drexel (Künstlerin, Innsbruck/Los Angeles)
Luigi Fassi (Künstlerische Leitung, MAN Contemporary Art Museum/Italien)
Petra Poelzl (Künstlerische Leitung & Geschäftsleitung
Kunstpavillon & Neue Galerie Innsbruck)


 

Grafikdesign: © Annja Krautgasser


OPTIONS
Riccardo Giacconi
Kunstpavillon
05.11.2021 – 15.01.2022

ARCHIVES OF RESISTANCE AND REPAIR
mit Shiraz Bayjoo, Maeve Brennan & Onyeka Igwe
kuratiert von Lexington Davis & Julia DeFabo
Neue Galerie Innsbruck
05.11.2021 – 15.01.2022