Mitgliederausstellung
For a Care-Full Future
Mitgliederausstellung der Künstler:innen Vereinigung Tirol
Jänner – April 2023
Kuratiert von Sabine Gamper
Die Künstler:innen Vereinigung Tirol lädt ihre Mitglieder herzlich ein, Projektvorschläge bzw. bereits existierende Arbeiten für die kommende Mitgliederausstellung einzureichen! Die Ausstellung wird von der in Südtirol lebenden Kuratorin Sabine Gamper konzipiert und soll von Jänner bis April 2023 im Kunstpavillon und der Neuen Galerie stattfinden.
Einsendeschluss: endete am 01.09.2022
Ausstellungskonzept:
On the most general level, we suggest that caring be viewed as a species activity and includes everything that we do to maintain, continue, and repair our “world” so that we can live in it as well as possible. That World includes our bodies, our selves, and our environment, all of which we seek to interweave in a complex, lifesustaining web.
(Joan C. Tronto und Berenice Fischer)
In ihrem Jahresprogramm 2021/22 schlägt die Künstler:innen Vereinigung Tirol vor, sich mit
alternativen sozialen und gesellschaftlichen Möglichkeitsräumen jenseits von kolonialen,
patriarchalen und xenophoben Erzählstrukturen zu beschäftigen. Dabei legt sie das
Augenmerk auf virulente gesellschaftliche Themen und die große Frage des Miteinanders.
Daran anknüpfend soll auch die Mitgliederausstellung in diesen Diskurs verwoben werden.
Mit den Zeiten der Pandemie gerade im Rücken und durch die Erfahrungen des Ukraine-
Krieges erleben wir eine neue Dringlichkeit in Bezug auf eine Ethik der Solidarität und
Fürsorge, welche wir in den letzten Jahren bereits angesichts der steigenden Migrationsströme nach Europa, der Bewegungen wie #MeToo oder Black Lives Matter sowie der drohenden Klimakatastrophe und der Sorge um die verflochtenen Schicksale menschlicher und nicht-menschlicher Welten, eingeübt haben. Denn es wird uns bewusst, wie sehr wir auf Gemeinschaft und Solidarität angewiesen sind, wie sehr das Leben auf diesem Planeten von unserer Fähigkeit abhängt, Mitgefühl zu empfinden, einander Zuwendung zu schenken, füreinander zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen. Auf der philosophischen Ebene trugen Joan C. Tronto und Berenice Fisher, zusammen mit Carol Gilligan, Silvia Federici, Donna J. Haraway und andere, zu einem neuen Verständnis von gegenseitiger Abhängigkeit und verwobener Verbundenheit bei.
In ihrem Buch Toward a Feminist Theory of Care (1990) stellen Tronto und Fischer ihre Ideen zu einer Ausweitung des Konzepts der Fürsorge auf das öffentliche Leben und seine soziale und politische Gestaltung sowie auf den Bereich der Natur und Umwelt vor. Dreißig Jahre später erscheinen diese Ideen mehr als vorausschauend. Tronto und Fischer schlagen vor, Care als Aktivität einer Spezies zu betrachten, die alles umfasst, was wir tun, um unsere „Welt“ zu erhalten, fortzuführen und zu reparieren, damit wir in ihr so gut wie möglich leben können. Diese Welt umfasst unseren Körper, unser Selbst und unsere Umwelt, die wir alle in ein komplexes, lebenserhaltendes Netz zu verweben suchen. Wir brauchen dabei gar nicht immer ganz von vorne beginnen. Denn die Ethik von Care und Fürsorge hat eine lange Geschichte uralter Praktiken, welche mit neuen Werten und Zielen immer wieder neu zu einer gelebten kulturellen Praxis verwoben werden.
Die Ausstellung möchte ihr Augenmerk auf die Frage richten, wie wir uns in dieser Zeit der Krisen eine Gegenwart erhalten können, die von unserer Zuwendung, unserem Gemeinschaftssinn und unserer Mitmenschlichkeit getragen ist. Sie möchte kreative Entwürfe möglicher Zukünfte sammeln und sich damit beschäftigen, wie Aktivismus, gegenseitige Hilfe, Feminismus, altes Wissen, kreative Formen des Überlebens und eine enge Beziehung zur Natur zu einem besseren Verständnis von Care als mächtige soziale und kulturelle Kraft beitragen können. Künstlerische Arbeit als Caring Practice reflektiert ihre Beziehung zu Rasse, Geschlecht, prekäre Arbeitsverhältnisse (auch die eigenen innerhalb des Systems Kunst), Mobilität und Migration, queere und nicht konforme Körper, Tod und Sterben oder die Verantwortung für unsere natürliche Umwelt.
Die Künstler:innen dieser Ausstellung sollten dazu neue Vorschläge und Perspektiven bieten, sich mit unseren Mythologien beschäftigen oder uns auf alten und neuen Spuren zu möglichen Vorschlägen für eine lebbare und gerechte Zukunft führen. Diese Ausstellung möchte ein Netz von Leitlinien zum Leben und Denken in schwierigen Zeiten weben, sie möchte Raum für Reflexion und Großzügigkeit schaffen, andere Wege der Verbundenheit vorschlagen und Möglichkeiten zur Kontextualisierung unserer Vergangenheit für eine Zukunft der Fürsorge und Solidarität anbieten.
Im Sinne des gemeinschaftlichen Denkens und Handelns lade ich die Mitglieder der
Künstler:innen Vereinigung Tirol auch dazu ein, Projektvorschläge bzw. bereits existierende
Arbeiten einzureichen, sich aber auch für eine Zusammenarbeit in Bezug auf das
Ausstellungsdesign / die Ausstellungsarchitektur zu bewerben.
Sabine Gamper, im Juni 2022
Einreichunterlagen:
* Inhaltlicher Abriss des eingereichten Projekts/ der eingereichten Arbeit
* Bildmaterial, Skizzen, Visualisierung und ähnliches
* Technische Angaben
* Kostenkalkulation
* Kurzbio und Dokumentation der künstlerischen Praxis (max. 10 Fotos)
* Filme und Videoarbeiten via Vimeo, Youtube oder Dropboxlink. Bitte keine WeTransfer-
Links.
Per Post an Kunstpavillon, Rennweg 8a, 6020 Innsbruck
ODER
Digital an office@kuenstlerschaft.at
Pro Bewerber:in bitte nur eine PDF Datei mit max. 10 MB verschickt werden.
Einreichfrist:
endete am 01.09.2022
Entscheidungsfrist über die Teilnahme:
Ende September 2022